Grünes Update für den Gartenhandel
Der Garten als Lebensraum
Lieber Oliver Mathys, welche wichtigen Entwicklungen beobachten Sie als Markt- und Trendexperte zurzeit in Verbindung mit dem Garten als Lebensraum?
Durch Corona haben wir alle den Wert von Freizeit und die Work-Life-Balance mehr erkannt und zu schätzen gelernt. Früher wurde der Garten oft mit Arbeit verbunden und weniger mit Erholung. Inzwischen sieht man, dass die Arbeit im Garten auch Ausgleich oder Erholung sein kann. Die Hinwendung zur Natur wird als wertvoll angesehen – global haben wir als Individuum wenig Einfluss, aber im Kleinen können wir vieles bewegen.
Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher wird ein nachhaltiger Konsum immer wichtiger. © Koelnmesse GmbH
Neue Kundenwünsche
Was wünschen sich Verbraucherinnen und Verbraucher heute von der Grünen Branche?
Weg von Arbeit, Problemen und schlechtem Gewissen hin zu Lösungen. Kein Fachlatein, sondern ein einfaches Aufzeigen wie es geht. Man möchte selber Erfahrungen sammeln. Die Grüne Branche ist gewissermaßen die Plattform, die das vermitteln kann. Aber man erwartet auch Vertrauen und Transparenz: was, warum und in welchem Zusammenhang?
Ein nachhaltiger Konsum wird immer wichtiger. Welche Themen spielen hierbei aktuell für den Gartenmarkt eine Rolle?
Substrat ist ein wichtiges Thema, also torffreie Erde und der richtige Dünger etc. Der Wasserverbrauch spielt ebenfalls eine große Rolle. Auch hier geht es um Transparenz, d.h. welche Bereiche des Gartens benötigen welche Bewässerung. Ebenso aktuell ist die Frage „Was kommt von wo?“ – regionale Produkte werden als wertvolles Gut betrachtet.
Anforderungen der jungen Generation
Gerade die jüngere Generation ist eine wichtige Zielgruppe. Wie haben sich deren Anforderungen und Bedürfnisse im Hinblick auf die Gartenbranche verändert?
Grün macht Spaß – aber man möchte auch Erfolgserlebnisse haben. Daher sind Sortimente gefragt, mit denen vergleichsweise einfach Resultate erzielt werden – also eher Radieschen und Kohlrabi und weniger die divenhafte Tomate, die im Anbau etwas heikler ist. Bei den Zimmerpflanzen sind diejenigen gefragt, die auch drei Wochen Abwesenheit im Urlaub überstehen oder Pflanzen, die jedes Jahr wieder blühen und Insekten mit Nektar versorgen.
Guided Tours zu den POS Green Solution Islands mit Oliver Mathys. © Koelnmesse GmbH
Transparenz im stationären Handel
Worauf sollte der stationäre Handel im Gartenmarkt also künftig noch mehr achten?
Auf Transparenz bei der Herkunft im Hinblick auf die Frage, was kommt wo her? Teilweise ist weniger mehr, back to basics und hin zu pflegeleichten Produkten. Die Sortimente sollten klar umschrieben und überschaubarer werden. Was bringen 40 verschiedene Geraniensorten? Hier ist ein übersichtliches Angebot ein klarer Mehrwert, den der Fachhandel mit gezielter kompetenter Vorauswahl schaffen kann.
Ausblick auf POS Green Solution Islands
Bereits zum sechsten Mal können Besuchende auf der kommenden spoga+gafa die POS Green Solution Islands mit Best-Practice-Beispielen für den Point of Sale erleben. Was erwartet sie dort in diesem Jahr?
Erstmals werden sich drei Marken bei den Best Practices präsentieren:
Sagaflor, Intratuin und Egesa Garten – so können Besuchende schnell Unterschiede wahrnehmen. Wir beobachten in diesem Jahr eine Weiterentwicklung unserer Aussteller, denn diese übernehmen eine klare Verantwortung und werden das mit erfolgreichen Produkten zeigen. Außerdem integrieren wir wieder viele kleine Geschichten: Es geht um Themen wie das naturnahe Klassenzimmer, Urban Farming, Flower Walls, den naturnahen Garten und vieles mehr – das alles kann sehr gut am POS eingesetzt werden, um im Tagesgeschäft Kunden zu inspirieren und zu begeistern.
Zukunft des Gartenhandels
Was glauben Sie, wie die Zukunft des Gartenhandels aussehen wird?
Noch mehr soziale Verantwortung als Plattform für alle Generationen, auf der man zusammenkommt. Und noch mehr Lösungsorientiertheit – Beispiel grüne Lunge für urbane Regionen. Die Pflanzen werden dabei eine noch zentralere Rolle spielen. Im Handel wird es außerdem eine Parallelwelt mit kleineren Kiezgeschäften geben, da bei den Produkten eine regionale Versorgung gewährleistet werden muss. Ein größeres Mutterhaus könnte dann künftig vier bis fünf kleinere Niederlassungen im urbanen Raum haben.
Autor
Leif Hallerbach I Broekman+Partner