„Wir achten auf gärtnerisch sinnvolle Bestellungen“
„Wir achten auf gärtnerisch sinnvolle Bestellungen“
Herausforderungen der Energiewende
Lieber Christian Dinger, was sind für Sie als Geschäftsführer eines renommierten Gartencenters derzeit die größten Herausforderungen im Bereich Verantwortung, Nachhaltigkeit und Klima?
Was die aktuellen Herausforderungen betrifft, ist Energie natürlich ein Problem für uns. Nicht existenziell, aber die hohen Kosten sind signifikant. Durch Maßnahmen wie die Erneuerung der Verglasung unserer Gewächshäuser erwarten wir zwar eine Reduzierung der Heizkosten von etwa zehn bis 20 Prozent, dennoch sind die anfänglichen Investitionen dafür enorm. Ein weiteres Problem ist die Verunsicherung unserer Kunden durch das Heizungsgesetz, das ihre Kaufentscheidungen beeinflusst. Viele Kunden hatten Angst vor den zukünftigen Kosten, was sich nun zwar etwas beruhigt hat, aber dennoch bleiben die Energiewende und die Kosten des Klimawandels ein großes Thema, das mich beschäftigt. Messen wie die spoga+gafa helfen uns, neue Technologien zu entdecken und Lösungen zu finden. Der Austausch mit nationalen und internationalen Experten und Gleichgesinnten ist sehr förderlich – aber die aktuelle Lage bleibt natürlich trotzdem eine Herausforderung. Zusätzlich haben wir enorme Lohnsteigerungen, sowohl bei unseren Zulieferern als auch bei uns selbst. Einige unserer Lieferanten haben zudem große Probleme, Personal zu finden. Glücklicherweise haben wir in Köln eine attraktive Lage, die uns die Personalsuche erleichtert.
Dinger’s Gartencenter in Köln (Bild: Dinger’s Gartencenter)
Positive Aspekte von Nachhaltigkeit
Welche positiven Aspekte verbinden Sie mit dem Thema Nachhaltigkeit?
Auf der positiven Seite haben wir langjährige, engagierte Mitarbeiter, die über ein großes Fachwissen verfügen und unseren Kunden wertvolle Tipps geben können, wie sie ihre Pflanzen am besten pflegen und platzieren. Dies ist besonders wichtig, wenn es darum geht, mit Klimaveränderungen und Wetterextremen umzugehen, um einen schönen und funktionierenden Garten zu haben. Wir beobachten auch eine wachsende Bedeutung von Gärten, Balkonen und kleinen grünen Ecken, besonders bei jungen Menschen. Der Trend zu Zimmerpflanzen hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, und die Bereitschaft, in ein grüneres Umfeld zu investieren, ist deutlich gestiegen. Auch in Büros wird es immer grüner.
Bedürfnisse von Konsumenten
Wie passt sich Dinger’s Gartencenter an die Bedürfnisse der Konsumenten an, insbesondere im Hinblick auf Trends und die Generation Z? Wie gehen Sie mit den Impulsen um, die auf Sie als Händler zukommen?
Wir versuchen stets, aktuelle Trends in unseren Verkaufsräumen zu präsentieren. Dafür beschäftigen wir viele Floristen, die eine höhere Gestaltungskompetenz haben als der durchschnittliche Gärtner. Besonders im Bereich der Zimmerpflanzen sind Floristen oft näher am Puls der Zeit und greifen aktiv Trends auf, die sie dann umsetzen. Unsere Floristen stehen in engem Austausch mit dem Einkauf und den Zulieferern, sodass wir schnell reagieren können. Durch unsere Lage in der Nähe des Niederrheins, nahe den Niederlanden und Dänemark, können wir besonders schnell auf Neuheiten reagieren. In Köln haben wir zudem ein offenes Publikum, das auch für ungewöhnliche Trends empfänglich ist. Weitere Inspirationen und Impulse finden wir auch gebündelt auf Fachmessen wie der spoga+gafa. Hier kommen Branchen- und Handelsexperten aus der ganzen Welt zusammen, die frühzeitig die Entwicklung der kommenden Jahre identifizieren.
Wachsende Bedeutung von kleinen grünen Ecken (Bild: Dinger’s Gartencenter)
Umgang mit saisonalen Wünschen
Wie gehen Sie mit saisonalen Wünschen von Konsumenten um, beispielsweise wenn jemand Erdbeeren oder Tulpen im Winter kaufen möchte?
Früher hat mein Vater versucht, jederzeit alles vorrätig zu haben, was natürlich nicht immer möglich war. Heute gehen wir anders vor: Wir konzentrieren uns auf saisonal attraktive Pflanzen. Wenn eine Pflanze ihre Saison überschritten hat, reduzieren wir die Lagerbestände und präsentieren sie weniger prominent. Bei Zimmerpflanzen sind wir etwas flexibler, da viele Grünpflanzen unabhängig von der Jahreszeit verkauft werden können. Individuelle Bestellungen versuchen wir zu minimieren, da sie sehr aufwendig sind. Dennoch bleibt es ein wichtiger Kundenservice, den wir nicht völlig einstellen möchten. Wir achten darauf, dass die Bestellungen gärtnerisch sinnvoll sind, damit die Pflanzen beim Kunden erfolgreich gedeihen.
Bedeutung von Onlineshopping
Wie sieht es mit dem Thema Onlineshopping aus?
Onlineshopping ist für uns ein zusätzlicher Vertriebskanal, aber im Pflanzenbereich von geringer Bedeutung. Wir haben das Glück, in einer Großstadt mit einem großen Einzugsgebiet zu liegen, sodass viele Kunden direkt zu uns kommen. Auf dem Land spielt der Online-Handel eine größere Rolle. Die Stärke des Online-Handels liegt in der Zielgerichtetheit und der Möglichkeit, Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen einem breiten Publikum anzubieten. Vor Ort bieten wir unseren Kunden jedoch eine umfassende Beratung und eine breite Auswahl an Pflanzen, was online nur schwer umzusetzen ist.
Konzentration auf saisonal attraktive Pflanzen (Bild: Dinger’s Gartencenter)
Mehrwert von Messen
Wie relevant sind Messen wie die spoga+gafa für Ihr Unternehmen?
Messen sind für uns sehr wichtig – die spoga+gafa ganz besonders. Keine andere Messe deckt unser Sortiment an Gartenmöbeln und Gartengeräten auf diesem hohen Niveau ab. Vor allem die Vielfalt der vertretenen Firmen, von denen viele sonst nur schwer zu erreichen sind, ist für uns interessant. Während große Handelsunternehmen problemlos aus China importieren können, ist das für uns als einzelnes Gartencenter schwieriger.
Wie gehen Sie stattdessen vor und wie hilft Ihnen die Messe hierbei?
Wir konzentrieren uns auf den europäischen Markt, wo Messen eine wichtige Plattform bieten, um Kontakte zu knüpfen und Produkte zu vergleichen. Auch der freie Wettbewerb auf solchen Messen ist ein Vorteil, da wir einen guten Überblick über das Angebot erhalten. Regionen wie Polen oder die baltischen Staaten sind für uns in der Regel schwer zugänglich, was die Zusammenarbeit unglaublich schwierig macht. Das gilt auch für Südeuropa. Normalerweise fahren wir aufgrund der Entfernung nicht dorthin, da sich der Aufwand beispielsweise für ein paar Schaufeln nicht lohnt. Der Umsatz in diesem Sortiment ist zu gering. Doch auf der spoga+gafa können sich Unternehmen aus diesen Ländern präsentieren, und wir können viel einfacher mit ihnen Handel treiben. Das ist der Vorteil einer so offenen Messe – wir freuen uns bereits auf die spoga+gafa 2025!
Autor
Leif Hallerbach I Broekman+Partner