POS Gestaltung in Zeiten von Corona
28.03.2021
Trotz zeitweisem Lockdown konnte der Gartenmarkt im letzten Jahr einen Rekordumsatz erzielen. © Veronika Koroleva
Wie muss der POS gestaltet werden, damit er auch in Corona-Zeiten funktioniert? Und wie spricht man gerade die junge Zielgruppe jetzt richtig an?
Plexiglas an der Kasse, mit Klebeband auf dem Boden markierte Abstandsregeln, eine limitierte Kundenzahl im Laden, Einkaufswagen- und Maskenpflicht – an diese neue Realität im Handel mussten wir uns alle während der Pandemie gewöhnen. Auch daran, dass viele Geschäftstüren oft monatelang verschlossen bleiben und dass es nach jedem Lockdown nur langsam und Schritt-für-Schritt etwas zurück zur Normalität geht … Längst nicht alle Branchen sind so gut durch das letzte Krisenjahr gekommen. Andere können sich dagegen nicht über Umsatzeinbußen beklagen. Dazu zählt auch die sogenannte Grüne Branche. Nach einem kurzen Einbruch der Zahlen im Frühjahr 2020 erreichte der Absatz dort sogar Rekordhöhen.
Rekordumsatz im Gartenmarkt
Pflanzen, Sämereien, Dünger, Rasenmäher – tatsächlich haben die Deutschen noch nie so viel Geld für ihren Garten und den Balkon ausgegeben wie im letzten Jahr. In Zeiten von Homeoffice und Reisebeschränkungen spielten die eigenen vier Wände und das angrenzende Draußen-Wohnzimmer für die meisten eine wichtige Rolle und das Geld, was sonst wahrscheinlich in den Urlaub geflossen wäre, wurde in Renovieren, Dekorieren, Anpflanzen und Umgestalten investiert. Wie der Industrieverband Garten (IVG) Anfang März mitteilte, hätte der Gartenmarkt mit einem Plus von mehr als neun Prozent im Jahr 2020 „einen vermutlich auf lange Sicht nicht zu schlagenden Rekordumsatz von rund 20,7 Milliarden Euro“ erzielt.
Inspirationsflächen mussten weichen
Dass DIY und Garten 2020 so sehr an Fahrt gewonnen haben, lag laut Klaus Peter Teipel (klaus peter teipel research & consulting) ganz klar an der Verbrauchernachfrage und weniger an konzeptionellen Aspekten wie beispielsweise dem Erlebniseinkauf. Das unterstreicht der Branchenexperte in seinem Fachvortrag beim Digitalen IVG Medientag 2021. Warenverfügbarkeit und Lieferfähigkeit seien im letzten Jahr die entscheidenden Differenzierungsmerkmale im stationären Einzelhandel gewesen. Und tatsächlich ist die inspirierende Gestaltung des POS im Gartenfachhandel und bei den Bau- und Heimwerkermärkten in dieser Zeit sehr in den Hintergrund gerückt. Hygienevorschriften gaben vor, was machbar war und was nicht. Inspirationsflächen mussten häufig schon aus Platzgründen weichen, damit die Kunden in den Gängen der Geschäfte genügend Abstand zueinander halten und mit den oftmals obligatorischen Einkaufswagen aneinander vorbeifahren konnten.
Inspirationsflächen mussten in Zeiten von Corona häufig schon aus Platzgründen weichen. © P.Menke
Einfach, bequem, selbsterklärend
„Auch 2021 wird sich die gesamte POS Gestaltung weiterhin dem Thema Corona unterordnen müssen“, sagt Oliver Mathys, der Absatzkonzepte für Gartencenter und Baumärkte in verschiedenen europäischen Ländern entwickelt und Unternehmen bei der Umsetzung unterstützt. „Mit erneut steigenden Corona-Zahlen steht vielen Kunden sowieso nicht der Sinn sehr nach gemütlichem Bummeln durch die Geschäfte, um sich Ideen zu holen und sich inspirieren zu lassen. Eine eher funktionale, übersichtliche Gestaltung ist daher gefragt, die es den Menschen weiterhin ermöglicht, schnell und zielgerichtet ihre Einkäufe zu erledigen.“
Eine Zielgruppe hat der Experte bei der POS Gestaltung in diesem Jahr allerdings besonders im Blick: die 20- bis 40-jährigen. „In der Corona-Zeit hat auch diese Altersgruppe, die zuvor nicht unbedingt zu den Stammkunden im Gartencenter zählte, die Themen Grün im Garten und Wohnbereich für sich entdeckt. Zahlreiche dieser neuen Kunden sind in Puncto Pflanzen und Zubehör aber totale Anfänger und brauchen eigentlich Unterstützung.“ Da viele Mitarbeiter in den Geschäften sich allerdings um das Einhalten von Hygieneregeln kümmern müssen, bleibt dafür häufig wenig Zeit. Zudem ist die Kommunikation mit den Masken und auf Abstand oft schwierig. Damit sich die neu gewonnen Kunden im umfangreichen Angebot dennoch zurechtfinden und nicht verloren fühlen, empfiehlt Mathys, bei der Produktpräsentation immer darauf zu achten, dass die ausgestellten Waren auch selbsterklärend sind. „Die Kunden möchten einfache, bequeme Lösungen, Ideen und Tipps. Hilfreich kann es beispielsweise sein, wenn ein Produkt – z.B. ein Hochbeet – ausgepackt und fertig zusammengebaut als Anschauungsobjekt neben den anderen Kartons steht. Sinnvoll ist es auch, Empfehlungen auszusprechen: Hinweisschilder an Pflanzen wie ‚Pflegeleicht‘ oder ‚Braucht nur wenig gegossen zu werden‘ erleichtern die Auswahl. Weitere Informationen können die Unternehmen auch auf ihrer Webseite oder in den Sozialen Medien anbieten.“
Da langes Aussuchen und Kombinieren von Produkten im stationären Handel fast zwangsläufig zu Menschenansammlungen und Gedränge führt, rät der Experte, bei einigen Artikeln fertig zusammengestellte Sets anzubieten: „Wie wäre es beispielsweise mit Boxen, die bereits fünf oder sechs verschiedene zusammen passende Pflanzen für den Sonnen- oder den Schattenbalkon enthalten? Mit einem Griff hat der Kunden dann eine bewährte Zusammenstellung in der Hand. Er ist zufrieden und der Absatz kann so zusätzlich gesteigert werden.“
Bleibt zu hoffen, dass spätestens im Herbst wieder entspanntes Einkaufen möglich ist und sich die Menschen dann auch in den Geschäften wieder in aller Ruhe inspirieren lassen können.