Für mehr Grün in den Städten
08.12.2019
Vor allem bei schönem Wetter zeigt sich: Urbanes Grün hat nicht nur einen ökologische, sondern auch einen sozialen Wert. – Foto: DGS
Das nächste Unwetter oder ein weiterer Hitzesommer lassen sich zwar nicht aufhalten, wir können aber dafür sorgen, dass unsere Städte in Zukunft besser darauf vorbereitet sind. Zahlreiche Organisationen und Initiativen machen sich derzeit dafür stark.
Wenn heute neue Städte im Fernen Osten und im arabischen Raum entstehen, werden sie mit hohem ökologischem Anspruch geplant. Sie beziehen ihre Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen, sind autark und besitzen viele Parks und Gärten. In Europa steht dagegen nicht so sehr die Neugestaltung auf der Agenda, sondern vielmehr der Umbau der bestehenden Metropolen. Denn die erwarteten Hitzeperioden im Zuge des Klimawandels werden vor allem städtische Ballungsräume treffen.
Peter Menke
Stiftung DIE GRÜNE STADT
„Um die Wärmebelastung der Bevölkerung zu reduzieren, sind Stadtplaner schon jetzt gefordert", so Peter Menke von der Stiftung DIE GRÜNE STADT. „Der Ausbau von Frischluftschneisen durch eine aufgelockerte Bauweise und mehr Grün- und Wasserflächen werden immer wichtiger. Im vorhandenen Baubestand können Fassaden- und Dachbegrünungen, die Anpflanzung von Bäumen oder eine Entsiegelung von Plätzen und Straßen darüber hinaus zu einer Minderung des Temperaturanstiegs in den Metropolen beitragen." Auch die vorhergesagten Starkregenereignisse erfordern bereits jetzt größerer Anstrengungen, um den drohenden Wassermassen zukünftig Herr zu werden. „Sehr dicht bebaute und versiegelte Flächen verhindern, dass Regenwasser versickern kann und führen so zu einem raschen Oberflächenabfluss. Die Folgen: Überlastung der Kanalisation und Überschwemmungen. Auch dieses Problem der Stadtklimatologie kann mit mehr Grünflächen in den Ballungsräumen angegangen werden", erläutert Menke. "Urbane Grünräume sind heute nicht mehr nur dekorativ, sondern erfüllen zunehmend wichtige Aufgaben der Lebensqualität in der Stadt."
Vor allem bei schönem Wetter zeigt sich: Urbanes Grün hat nicht nur einen ökologische, sondern auch einen sozialen Wert. – Foto: DGS
Neben den klassischen Naturschutzorganisationen wie dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) oder dem NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.), die sich seit langem für mehr Grün und Artenvielfalt im urbanen Raum einsetzen, gibt es seit einiger Zeit weitere Initiativen und Organisationen, die sich dem Thema annehmen. Hier beschäftigt man sich beispielsweise damit, welche Baumarten für die Stadt der Zukunft empfehlenswert sind. Welche kommen mit längeren Trockenperioden gut zurecht und sind wenig anfällig für neue Krankheiten und Schädlinge? Einige Fachkreise entwickeln zudem Ideen, wie Kommunen trotz geringem Etat die notwendigen Investitions- und Pflegekosten für Grünflächen aufbringen können.
Stadtbäume tragen auf vielfältige Weise dazu bei, dass das Leben in der Stadt angenehmer und schöner wird. – Foto: DGS
Hier ein Überblick:
Die Stiftung „DIE GRÜNE STADT“ gründete sich 2009 aus dem gleichnamigen Forum, in dem sich verschiedene Organisationen und Verbände engagierten. Sie bietet Städten und Gemeinden, Unternehmen, Organisationen und Bürgern Informationen zu Freiraum- und Grünthemen. Das Spektrum reicht von der Stadtklimatologie über Biodiversität zu Gesundheit und Lebensqualität. Ziel ist es, Entscheidungsträgern bewusst zu machen, dass Grünflächen bei Neu- und Umbauten in Städten fester Bestandteil der Planung sein sollten. Weitere Informationen: die-gruene-stadt.de
Die Initiative „Grün in die Stadt“ wird getragen vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). Sie will kommunale Entscheider darüber aufklären, welche Förderprogramme es in dieser Richtung gibt und welche zu ihren anstehenden regionalen Vorhaben passen. Denn jedes Jahr stellt die Bundesregierung erhebliche Fördermittel zur Stadtentwicklung zur Verfügung. Zusätzlich gibt es Unterstützung von der Europäischen Union und von Förderbanken wie der KfW für die Qualifizierung von Grünflächen. Weitere Informationen: gruen-in-die-stadt.de
Peter Menke
Stiftung DIE GRÜNE STADT
Das Thema Stadtgrün steht seit einigen Jahren verstärkt auch auf der politischen Agenda. Ein Höhepunkt dieser Entwicklung war der 2017 in Essen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit organisierte Bundeskongress „Grün in der Stadt – Für eine lebenswerte Zukunft“. Das dort vorgestellte „Weißbuch Stadtgrün“ versteht sich als Positionsbestimmung der Bundesregierung. Es umfasst insgesamt zehn Handlungsfelder und eine Vielzahl konkreter Maßnahmen des Bundes für die Sicherung und Qualifizierung von Grün- und Freiflächen. Damit hat sich der Bund einen Arbeitsauftrag für die kommenden Jahre gegeben, wie er Städte und Gemeinden dabei unterstützen kann, urbanes Grün durch eine integrierte und nachhaltige Stadtentwicklung zu stärken. Weitere Informationen: gruen-in-der-stadt.de
Stadtbäume tragen auf vielfältige Weise dazu bei, dass das Leben in der Stadt angenehmer und schöner wird. – Foto: DGS
Die Initiative „Grüne Städte für ein nachhaltiges Europa“ wurde vom europäischen Baumschulverband ENA (European Nurserystock Association) sowie von europäischen Baumschulorganisationen und -verbänden aus Belgien, Bulgarien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden ins Leben gerufen. Auch sie möchte mit gezielten Kampagnen kommunale Entscheider, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten sowie Garten- und Landschaftsbauer für grüne Stadtentwicklung begeistern. Gefördert wird die Initiative von der CHAFEA (Consumers, Health, Agriculture and Food Executive Agency) der Europäischen Kommission. Weitere Informationen: de.thegreencity.eu
2012 haben sich 60 Gemeinden, Städte und Landkreise aus ganz Deutschland zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ zusammengeschlossen. Das Bündnis stärkt die Bedeutung von Natur im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen und rückt den Schutz der biologischen Vielfalt in den Kommunen in den Blickpunkt. Es dient den Kommunen zum Informationsaustausch und unterstützt sie bei der Öffentlichkeitsarbeit. Fortbildungsangebote für Verwaltungsangestellte sowie gemeinsame Aktionen und Projekte stehen ebenfalls auf der Agenda. Weitere Informationen: kommbio.de
Im vorhandenen Baubestand können auch Fassaden- und Dachbegrünungen zu einer Minderung des Temperaturanstiegs in den Metropolen beitragen. – Foto: Zinco