Bienenfreundlich – Ein Garten für Insekten
01.04.2020
Auf der vergangenen spoga+gafa präsentierte das Unternehmen ‚zu Jeddeloh Pflanzen‘ ihre Marke „Bee Happy“. – Foto: zu Jeddeloh
Die Diskussion der letzten Jahre zum Insekten- und Bienenschutz zeigt Wirkung: Für immer mehr Gartenbesitzer spielt das Thema Artenvielfalt auch im eigenen Grün eine wichtige Rolle.
Dokumentationen wie „More than Honey“ (2012), aber auch Romane wie “Die Geschichte der Bienen” (2018) haben uns aufgeschreckt. Zum einen zeigten sie uns, welche Bedeutung diese Insekten für die Ökosysteme haben, zum anderen wie entscheidend sie auch für die Produktion unserer Nahrungsmittel sind. Denn würden Bienen und Co. die Blüten der Obstbäume nicht bestäuben, wären unsere Supermärkte leer, es gäbe keine Früchte. Da, wo Bienen bereits ausgestorben sind, z.B. in Teilen Japans oder Chinas, müssen Obstplantagen mühsam von Menschenhand bestäubt werden – mit einem Pinsel, Blüte für Blüte.
Insektensterben: Dramatischer Rückgang
Mitte der 2000er Jahre berichteten Imker weltweit über massive Verluste bei den Honigbienenvölkern. Die Gründe für dieses Bienensterben sind noch nicht vollständig geklärt. Als eine Ursache in den Vereinigten Staaten, Deutschland und der Schweiz gilt der Befall mit der Varroamilbe. Daneben machen den Tieren der massive Einsatz von Insektiziden sowie die nahrungsarmen Monokulturen in der Landwirtschaft zu schaffen. Diese Faktoren haben zugleich auch zu einem enormen Rückgang der Wildbienenarten geführt. Etwa 560 Wildbienenarten sind in Deutschland heimisch – mehr als die Hälfte davon ist derzeit vom Aussterben bedroht.
Große Wollbiene – Foto: Frank Hecker / Ulmers Wildbienenwelt
Synonym für Artenschutz
Wie sehr das Schicksal der Insekten viele Menschen bewegt, hat 2019 das Volksbegehren „Rettet die Bienen" in Bayern eindrücklich gezeigt. Es verzeichnete die höchste Bürgerbeteiligung in der Geschichte des Bundeslandes und hat dazu geführt, dass Punkte wie mehr Öko-Landbau, besser geschützte Ufer-Randstreifen und ein Biotopverbund aus blühenden Wiesen nun gesetzlich verankert sind. Die Biene steht hier und bei vielen weiteren Aktionen symbolisch für den generellen Schutz der Kleinlebewesen, denn deren Gesamtzahl und die Vielfalt der Arten nimmt deutlich ab. Auch Verbände aus der Grünen Branche engagieren sich deshalb seit langem für den Insektenschutz. So unterstützen der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten e.V. (BHB), der Industrieverband Garten (IVG) e.V., der Verband Deutscher Garten-Center e.V. (VDG) und der Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) seit einigen Jahren die Initiative „Bienen füttern!“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Ziel ist es, die Bürger darüber aufzuklären, wie Privatgärten gestaltet werden müssen, damit sie Lebensraum und Nahrung für Wild- und Honigbienen, Schmetterlinge und anderen Insekten bieten.
Rotpelzige Sandbiene – Foto: Frank Hecker / Ulmers Wildbienenwelt
Mehr Biodiversität: Bienenweiden im Garten
Rechnet man aller Privatgärten in Deutschland zusammen, so ergibt sich eine Fläche, die weitaus größer ist als alle Naturschutzgebiete, die es hierzulande gibt. Das macht deutlich, wie wichtig das Engagement der Gartenbesitzer für den Artenschutz ist.
Wer einen Beitrag leisten will, sollte vor allem dafür sorgen, dass das eigene Grundstück möglichst grün und abwechslungsreich gestaltet wird und dass es viele verschiedene blühende Pflanzen und Gehölze gibt. Denn sie bilden die Nahrungsgrundlage von Biene und Co. Gut geeignet sind z. B. Lavendel, Margeriten, Glockenblumen oder Sonnenblumen. Wichtig zu wissen: Nicht alle Blüten bieten den Tieren jedoch Pollen und Nektar. Bei gefüllten suchen sie danach zumeist vergeblich. Viele Gärtnereien und Baumschulen kennzeichnen daher mittlerweile ihre Produkte mit besonderen Logos, an denen der Kunde gleich erkennen kann, welche besonders bienenfreundlich sind. So präsentierte das Unternehmen ‚zu Jeddeloh Pflanzen‘ beispielsweise auf der vergangenen spoga+gafa ihre Marke „Bee Happy“, die entsprechende Gehölze enthält.
Auch beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sollte der Gartenbesitzer die Nützlinge im Auge haben. Bienenschonende Pflanzenschutzmittel gibt es beispielsweise von der Firma Neudorff. Generell gilt: Ist ein Mittel nicht bienenschonend, findet der Verbraucher einen Vermerk auf der Verpackung.
Viele Insektizide und Pflanzenschutzmittel tragen den Aufdruck „Nicht bienengefährlich“. – Foto: Neudorff
Wildbienen: Lebensraum und Unterschlupf
Die Sand-Steppenbienen sind nur etwa vier Millimeter groß und damit die kleinsten Wildbienen in Deutschland. Andere Arten haben eine Größe von bis zu drei Zentimetern. Die Hummel gehört übrigens auch zu den Wildbienen. Anders als Honigbienen leben die meisten dieser wilden Arten nicht mit anderen in großen Staaten zusammen, sondern sind Einzelgänger. Sie werden deswegen auch als Solitär- oder Einsiedlerbienen bezeichnet. Jede Art hat ganz besondere Ansprüche. Für alle, die mehr über die faszinierenden Insekten erfahren möchten, gibt es jetzt ein interessantes digitales Angebot vom Eugen Ulmer Verlag. Unter www.wildbienenwelt.de findet man viel Wissenswertes über die Bestäuber. Etwa, dass 75 Prozent aller Wildbienenarten im Boden nisten. Der Rest sucht sich Pflanzenhalme oder nutzt Gänge im Holz. Für diese Arten werden im Gartenfachhandel bereits seit längerem sogenannte Insektenhotels als Nisthilfen und Versteckmöglichkeiten angeboten. Bei vielen Umweltorganisationen oder DIY-Fachhändlern gibt es aber auch Bauanleitungen und Tipps, die zeigen, wie der Gartenbesitzer mit natürlichen Materialien einen solchen Unterschlupf selbst bauen kann.
Weidenröschen Blattschneiderbiene – Foto: Frank Hecker / Ulmers Wildbienenwelt
Bienenstock im Garten
Die Bedrohung der Biene und die vielfältige Berichterstattung zu diesem Thema, hat bei vielen Menschen das Interesse an der Imkerei geweckt. Auch immer mehr Gartenbesitzer in den Städten haben einen eigenen Bienenstock. Seit 2010 steigt die Zahl der Imker in Deutschland stetig an: Derzeit liegt sie bei 130.000. Zusammen halten sie etwa 870.000 Honigbienenvölker. Für rund 95 Prozent der deutschen Imker ist die Beschäftigung mit den Tieren vor allem Freizeitbeschäftigung. Gartenbesitzer, die sich für dieses Hobby interessieren, können sich in zahlreichen Imkervereinen schulen lassen. Torsten Ellmann, Präsident des Deutschen Imkerbundes e.V., empfiehlt Einsteigern, sich zunächst einen Imkerpaten suchen, den sie begleiten können: „Wer Freizeitimker werden möchte, sollte erst mal ein Jahr mit einem erfahrenen Imker mitlaufen, damit er sieht, was im Jahresverlauf alles möglich und nötig ist. Und dann entscheiden, ob er sich selber Bienen anschafft.“